OGPI INFO

Kein ruhiges Hinterland für die Pelzindustrie


Interview mit Aktivist_innen der Kampagne gegen die Nerzfarm Rochlitz

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Seit 2007 gibt es wieder Proteste gegen die sog. Pelzfarm Schirmer und Partner in Sachsen. Die Kampagne gegen die Pelzfarm in Rochlitz versucht über Demonstrationen und Öffentlichkeitsarbeit Aufmerksamkeit auf die Tierausbeutung durch die Pelzindustrie zu lenken. Ziel der Kampagne ist die Schließung der Farm. Die Offensive gegen die Pelzindustrie führte im August 2008 ein Interview mit einer Aktivistin der Kampagne:

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Ogpi: Nach der erfolgreichen Kampagne gegen die Nerzfarm Roßberger 1999 bis 2002, ist es in Deutschland in Bezug auf Proteste gegen die sog. Pelzfarmen eher ruhig geworden. Mittlerweile gibt es wieder vermehrt Aktionen. Neben mehreren spektakulären Freilassungen von Nerzen, bspw. in Grabow (Sachsen-Anhalt), gibt es seit dem letzten Jahr auch eine Kampagne gegen die Nerzfarm in Rochlitz. Kannst du kurz beschreiben, was ausschlaggebend für die Organisation der Proteste war und wie ihr überhaupt von der Nerzfarm erfahren habt?

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Aktivistin: Wir erfuhren bei einer Demo von den vorangegangenen Protesten (2001) gegen die Pelzfarm Schirmer. Danach begannen die Recherchen.

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Ogpi: Eine Kampagne zu organisieren ist ja sicherlich kein Kinderspiel. Welches waren die ersten Aktionen und wie habt ihr euch auf die Kampagne vorbereitet?

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Aktivistin: Nach eingehender Recherchearbeit und nachdem uns die Tierfreunde e. V. Material über die Farm zur Verfügung gestellt hatten, gestalteten wir eine Internetseite mit allen zusammengetragenen Infos. Wir arbeiteten einen Vortrag aus, um damit interessierte Leute in den nächstgrößeren Städten über das Thema Pelz und die Pelzfarm zu informieren. Außerdem realisierten wir Infostände und legten Infoflyer in Umweltzentren und linken Jugendclubs aus.

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Im November 2007 gab es dann die erste Demo, die mit rund 120 Leuten vom Rochlitzer Marktplatz bis zur Farm zog. Drei weitere Demos folgten 2008.

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Ogpi: Wie hat die Öffentlichkeit auf die ersten Proteste reagiert? Könnt ihr auf Unterstützung durch Vereine, Initiativen oder ähnlichen zählen?

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Aktivistin: Vor und nach der ersten Demonstration gab es Presseartikel zum Thema. So gelang es uns das Thema Pelz in die Öffentlichkeit zu bringen. Am Anfang haben sich viele bürgerliche Vereine (ja sogar Parteien) mit uns solidarisch erklärt. Leider erhielten Mitglieder dieser Gruppen bald sehr viel Aufmerksamkeit staatlicher Repressionsorgane und außerdem haben sich unsere Ziele als zu unterschiedlich erwiesen, so dass diese Unterstützung abgenommen hat. Doch trotzdem gibt es immer noch vor allem junge Projekte, die uns unterstützen; so zum Beispiel die “Grüne Toleranz” in Döbeln oder Alternative Projekte wie das “Café Taktlos” in Glauchau.

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Ogpi: Und wie reagieren die Betreiber_innen der Nerzfarm auf eure Kampagne? Diese sind ja sicherlich alles andere als glücklich über die Proteste und Aktionen.

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Aktivistin: Glücklich sind sie sicher nicht darüber, aber sie sind es gewohnt. Bisher fahren sie zum größten Teil die Strategie des “Aussitzens”. Hinter sich hat Schirmer auch einen “Anti-Tierrechtsanwalt”, der viel Erfahrung mitbringt und eine private “Dorfpolizei”, die beim geringsten Anzeichen von Gegenaktivität per Auto und Fahrrad ausrückt.

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Ogpi: Die Tierbefreiungsbewegung investiert viele Ressourcen in den Kampf gegen die Pelzindustrie. Kampagnen richten sich allen voran gegen Modehausketten und Bekleidungsunternehmen wie Escada oder Breuninger. Welchen Zusammenhang seht ihr zwischen diesen Kampagnen und den Protesten und Aktionen gegen die Pelzfarmen?

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Aktivistin: Den Pelzhandel abzuschaffen ist natürlich der beste Weg um die Pelztierzucht abzuschaffen. Deswegen sagen wir allen Personen, die sich beteiligen wollen, als erstes, dass sie schon viel bewirken können, wenn sie Menschen über den Pelzhandel aufklären und sie zu einem Boykott gegen die Pelzindustrie bringen.

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Ogpi: Welche Aktionen sind in der Zukunft von euch geplant und wie geht es weiter mit der Kampagne gegen die Nerzfarm in Rochlitz? Was gibt es aktuell zu berichten?

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Aktivistin: Weitere Demonstrationen und Aktionen sind geplant. Zur Zeit lässt Schirmer die Farm für 1,5 Millionen Euro ausbauen. Außerdem soll er die Farm ständig nachts bewachen lassen.

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Ogpi: Vielen Dank für das Interview. Die Offensive gegen die Pelzindustrie wünscht euch weiterhin viel Kraft!


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