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Die Kampagne gegen die Karstadt Quelle AG


KarstadtQuelle – eine große Herausforderung

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Die KarstadtQuelle hatte im Gegensatz zu C&A ohne Unterbrechung Pelzabteilungen geführt. Große Pelzabteilungen. In den Metropolen Deutschlands. Aber nicht nur das unterschied die KarstadtQuelle AG von C&A. Das neue Kampagnenobjekt war eine Aktiengesellschaft mit vielfältigen Betätigungsbereichen und in dieser Aktiengesellschaft zusammengeschlossenen Unternehmen. Karstadt, Hertie, KaDeWe, Alsterhaus, Wertheim bildeten dabei die Unternehmensgruppe Karstadt Warenhaus AG. Aber nicht nur in diesen Unternehmen des Stationären Einzelhandels verkaufte die KarstadtQuelle AG Pelz. Auch in seinem Spezialversandhandel Madeleine wurden Pelzwaren angeboten. Wer waren bei dieser AG nun die Gegner? An den Vorstand, den Aufsichtsrat, die AktionärInnen, die GeschäftsleiterInnen richtete sich die Aufforderung, aus dem Pelzhandel auszusteigen. Daneben waren natürlich die Leiter der jeweiligen Pelzabteilungen potentielle Adressaten des Protests. KarstadtQuelle ist Europas größter kombinierter Warenhaus- und Versandhandelskonzern. Die Kampagne gegen C&A wurde nach nur 1 Jahr beendet. Wie lange würde die Kampagne gegen den Giganten KarstadtQuelle AG dauern?

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Tiere – vom Code of Conduct unberücksichtigt

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Die Kampagnenvorbereitung verlief ähnlich wie bei C&A: es wurde ein Kampagnenflugblatt gedruckt, zudem erstellte die Offensive Protestkarten, eine Mailingliste und Internetseite (www.tierrechtsaktion.de/karstadt) wurde eingerichtet, ein erster Rundbrief vorbereitet.

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Am 12. Oktober 2001 wandte sich die Offensive in einem ersten Schreiben an die Karstadt Warenhaus AG in Essen. Wie C&A so hat auch die KarstadtQuelle AG in ihrer Unternehmensphilosophie ein Code of Conduct erstellt, in dem sie ihre wirtschaftsethischen Grundsätze formuliert. Tiere kamen hier jedoch wie bei C&A nicht vor. Die Karstadt Warenhaus AG wies die Vorwürfe der Offensive, sich verantwortungslos gegenüber Tieren zu verhalten, trotzdem zurück und verwies wie bereits C&A auf die Einhaltung rechtlicher Bestimmungen. Ein verbesserter Tierschutz sollte auf der politischen Ebene gesucht werden, nicht auf der wirtschaftlichen und erst recht nicht bei der KarstadtQuelle AG, so das Unternehmen. Ein Boykott einzelner Händler sei nicht erfolgsversprechend. Zu einem „konstruktivem Dialog“ sei das Unternehmen aber bereit. Das Gesprächsangebot der KarstadtQuelle AG wurde jedoch nicht aufrecht erhalten.

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Früher Teilerfolg: Karstadt, Wertheim und Alsterhaus schließen ihre Pelzabteilung

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Am 8. Dezember 2001 startete die Offensive offiziell ihre Kampagne gegen die KarstadtQuelle AG mit Konzentration auf die Karstadt Warenhaus AG. Kaum glauben konnten die TierrechtlerInnen, als sie am Tag des Kampagnenauftakts in den Tageszeitungen lesen konnten, dass die KarstadtQuelle AG einige ihrer Echtpelzabteilungen schließen würde: bei Karstadt, Wertheim und Alsterhaus. Es gab keinen Zweifel, dass dies ein Teileingeständnis gegenüber der Offensive war. Dieses machte zum einen Hoffnung, dass man der KarstadtQuelle AG doch nicht ganz machtlos gegenüberstand, zum anderen aber stellte sich die Frage, ob die KarstadtQuelle AG nach dieser Entscheidung sich innerhalb von wenigen Jahren noch zu einem kompletten Rückzug aus dem Pelzhandel bewegen lassen würde, oder ob ihre Handlungsbereitschaft erst einmal erschöpft sei. Der Versandhandel der KarstadtQuelle AG Madeleine gab unterdessen bekannt, dass sie „für einen Verzicht auf das Anbieten von Pelzen in [ihren] Journalen (…) keine Veranlassung [sehen]“.

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Der Druck auf KarstadtQuelle wird erhöht

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Das Jahr 2002 begann die Offensive mit einer Demonstration vor der Hauptverwaltung der KarstadtQuelle AG und Karstadt Warenhaus AG, quasi vor den Büros der Verantwortlichen. Stundenlang trommelten, riefen und trillerten die TierrechtlerInnen draußen bei strömenden Regen und störten damit den normalen Geschäftsablauf des Unternehmens. Noch immer zeigte sich KarstadtQuelle nicht gesprächsbereit. Der Unternehmenssprecher sagte am Telephon, er wüsste nicht, warum man miteinander reden sollte, die Positionen seien doch klar.

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Verweigerte die Konzernleitung das mündliche Gespräch, so wurde von der Offensive dazu aufgerufen, mit dieser per Email in Kontakt zu treten: „Sie sind verantwortlich – lasst sie das wissen!“ Verweigerte die Konzernleitung ein Treffen, so besuchte die Offensive sie bei ihren wichtigen Meetings: ihrem Analystenmeeting und ihrer Jahreshauptversammlung. „Kein Kauftrag für Tiermord“, „Wahlfieber bei Karstadt & Co macht Tiere krankt“ – die von der Offensive abgeänderten Werbeslogans Karstadts mussten die leitenden Angestellten und der Vorstand aber auch die AktionärInnen auf der Presseinformation, auf den Handzetteln und auf den Transparenten der Offensive lesen. Bereits beim Analystenmeeting am 22. Mai 2002 zeigte sich, dass nicht alle leitenden Angestellte des Konzerns sich einverstanden mit dem Pelzverkauf bei KarstadtQuelle sahen. Es wurden nun konstruktive Dialoge geführt, wenngleich nicht mit dem Vorstand. Ein Angestellter versprach, die Kritik der Offensive an einer Fortführung des Pelzverkaufs in die Analyse des Konzerns mit einfließen zu lassen. Doch der Pelzverkauf wurde weitergeführt. Inzwischen war die Pelz- und Lederwarenmesse Fur&Fashion in Frankfurt am Main – Orderstätte für den Pelzeinkauf in der BRD – abgehalten. Die Offensive ging davon aus, dass die KarstadtQuelle AG erneut Pelzwaren geordert hat.

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Am 11. Juli protestierten bundesweit angereiste TierrechtlerInnen nicht nur vor dem Haupteingang zur Jahreshauptversammlung der KarstadtQuelle AG. Während draußen in einem Theaterstück nachgespielt wurde, wie Fuchs, Kaninchen und Nerz das Fell abgezogen wird – für den Profit der Pelzindustrie und für KarstadtQuelle -, entrollten in dem Tagungssaal während der Hauptversammlung zwei Tierrechtler ein Transparent und skandierten „Schluss mit KarstadtQuelles Mordsgeschäft“. Sie wurden vom Sicherheitsdienst abgeführt. Was war das denn? Einige AktionärInnen nahmen nun das Flugblatt der Offensive in die Hand, das ihnen beim Eingang überreicht wurde. Ihre Aufmerksamkeit war der Offensive nun sicher. Jede Aktionärin und jeder Aktionär ist mit verantwortlich für die Tätigkeiten des jeweiligen Unternehmens, deren Aktien sie besitzen. Dies machten auch drei Aktivistinnen der Offensive klar, als sie zum Tagesordnungspunkt „Entlastung des Vorstandes und Aufsichtsrats“ während der Jahreshauptversammlung jeweils eine Rede hielten, den Pelzverkauf kritisierten und die AktionärInnen aufforderten, dem Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. 2,2 Millionen Euro Umsatz machte die KarstadtQuelle mit dem Verkauf von Pelzprodukten allein im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2002, das erklärte Prof. Dr. Helmut Merkel, der zuständig für den Einkauf bei Karstadt ist, auf Anfrage auf der Jahreshauptversammlung. Die Offensive rief anschließend dazu auf, Prof. Dr. Helmut Merkel, der auf der Hauptversammlung zudem verlautbaren ließ „Wir nehmen Tierschutz sehr ernst“, aufzufordern, dieses Bekenntnis auch in die Tat umzusetzen. Seine Privatadresse und private Telefonnummer wurden veröffentlicht.

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Bei Berlin hinterließen TierrechtlerInnen derweil bei einem von KaDeWe ausgetragenen Golfturnier ihre Botschaft gegen Pelz mit Farbspray – auf Schildern und auf dem Zufahrtsweg.

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Um KarstadtQuelle und der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie Tierschutz nicht annähernd ernst nehmen, erstellte die Offensive im Sommer 2002 ein Kampagnenvideo, das nicht nur über die Kampagne, sondern auch über die Pelztierhaltung informiert, mit zahlreichen Videoaufnahmen von Nerz- und Fuchsfarmen. Eine verstärkte Mobilisierung von Aktiven wurde eingeleitet, der Pelzindustrie ein heißer Herbst angekündigt.

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Die KarstadtQuelle AG beendet den Pelzverkauf

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Einen heißen Herbst wollte die KarstadtQuelle AG offensichtlich nicht erleben müssen: Am 27. September 2002 gibt die KarstadtQuelle AG in einer Pressemitteilung bekannt:

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„Die KarstadtQuelle AG nimmt mit konzernweit gültigen Sozial- und Umweltstandards, die verbindlich in einem eigenen Code of Conduct geregelt sind, ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahr. Dabei wird auch der Tierschutzgedanke berücksichtigt.“

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Der Pelzverkauf laufe im Jahre 2003 aus und zwar einschließlich aller „Artikel, die Applikationen aus Echtpelz haben“ (Volltext siehe Archiv auf dieser Website). Damit wurde in der Kampagne gegen die KarstadtQuelle AG mehr erreicht, als anfänglich gegen C&A. KarstadtQuelle gab nicht nur bekannt, all ihre noch existierenden Pelzabteilungen zu schließen, sondern auch den Verkauf von sämtlichen Pelzverbrämungen zu beenden. Und zwar nicht nur aufgrund der Wünsche der VerbraucherInnen, sondern auch aufgrund der Verantwortung des Konzerns gegenüber Tieren. Damit hat sich die KarstadtQuelle AG ein großes Stück bewegt in Richtung einer fair economy. Die Offensive dankte allen, die die KarstadtQuelle AG zu dieser Einsicht bewegt hatten, mit einer Abschlussdemonstration vor Karstadtfilialen.

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Artikel und Pressemitteilungen der Offensive zur Kampagne: hier

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