OGPI INFO

Überblick: Kampagnen und verhinderte Wiedereinstiegsversuche 2011/2012


Auch wenn es seit der erfolgreichen Beendigung der Escada-Campaign 2010 keine Kampagne unter Beteiligung der Offensive gegen die Pelzindustrie (OGPI) mehr gegeben hat, so heißt dies mitnichten, dass die Aktivist_innen oder die OGPI in diesem Zeitraum untätig waren. So konnten durch gezielte Recherchen, Anschreiben und Aktionsaufrufe sowohl Wiedereinstiegsversuche von bereits pelzfreien Unternehmen verhindert, als auch Ausstiege einzelner Unternehmen aus dem Pelzhandel erreicht werden.

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Gerry Weber:

Kein Wiedereinstieg in den Pelzhandel – nach Protesten nimmt Gerry Weber Pelzprodukte wieder aus dem Sortiment

Das internationale Modeunternehmen Gerry Weber, mit Sitz in Halle/Westfalen und zahlreichen eigenen Filialen im gesamten Bundesgebiet, hatte nach Anfrage der OGPI bereits 2007 seinen Ausstieg aus dem Pelzhandel ab der Wintersaison 2007 verkündet und diesen auf eine routinemäßige Nachfrage hin im September 2010 bestätigt. Das Unternehmen teilte mit, dadurch einen „Beitrag zum Schutz der Tiere“ leisten zu wollen. Seit diesem Ausstieg wurde das Unternehmen im Rahmen des Pelzchecks jedes Jahr von Aktivist_innen kontrolliert und geprüft, ob sich das Unternehmen auch wirklich an diese Selbstverpflichtung hält und auf Echtpelze verzichtet. Im Winter 2011/2012 fanden sich im Rahmen dieser Kontrollen gehäuft Artikel mit Kaninchenfell in den Filialen von Gerry Weber, was einen klaren Verstoß gegen die Erklärung zur Pelzfreiheit darstellte. Die OGPI nahm daraufhin umgehend Kontakt zum Unternehmen auf und forderte die Artikel sofort aus dem Sortiment zu nehmen sowie eine Erklärung zukünftig weiter auf die Verwendung von Echtpelz zu verzichten. Zeitgleich organisierten Aktivist_innen aus Bielefeld mehrere Protestaktionen vor der örtlichen Filiale des Unternehmens: Hunderte von Passant_innen unterschrieben “rote Karten” gegen den Pelzverkauf des Unternehmens. Am 31.01.2012 teilte die Unternehmensleitung der OGPI schließlich mit, dass nun wieder „auf den Einsatz von Echtpelz“ verzichtet werde. Weiterhin hieß es in der Mitteilung: “Die Produkte sind aus dem Handel entfernt worden und unsere Lieferanten sind angewiesen, nur noch Fellimitate zu verwenden”.

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Kaufhof

„Nicht mit uns“ – auch bei Kaufhof Wiedereinstieg in den Pelzhandel verhindert

Auch die zur Metro AG gehörende Warenhauskette Kaufhof hatte bereits 2006 ihren Ausstieg aus dem Pelzhandel öffentlich angekündigt und sich seitdem an diese Selbstverpflichtung gehalten. Noch im Februar 2010 hieß es in einer Stellungnahme an die OGPI: “Ein Verkauf von Kaninchenfellartikeln kommt für die GALERIA Kaufhof GmbH nicht in Frage”. Doch wie zuvor Gerry Weber verstieß auch Kaufhof im Winter 2011/2012 plötzlich gegen diese Pelzfreiheit und bot Produkte aus Kaninchenpelz an. Daraufhin rief die OGPI am 24./25.2.2012 unter dem Motto „Nicht mit uns!“ zu Aktionstagen gegen den Pelzverkauf des Unternehmens auf. Bereits im Vorfeld wurde zu 30 Aktionen in verschiedenen deutschen Städten mobilisiert und diese geplanten Protestaktionen online angekündigt. Außerdem beschwerten sich Aktivist_innen schriftlich bei dem Unternehmen und forderten die sofortige Rückkehr zur Pelzfreiheit. Auch die OGPI suchte Kontakt zum Unternehmen und forderte von Kaufhof den Verzicht auf die Verwendung von sämtlichen Pelzprodukten – Kaninchenfell eingeschlossen. Eine Unternehmenssprecherin verteidigte jedoch zunächst die Unternehmenspolitik mit der Begründung, es sei gerechtfertigt Kaninchenfelle zu nutzen, da diese ja ein Abfallprodukt der Fleischproduktion seien. Diese Begründung muss im Hinblick auf die Gefangenhaltung und massenhafte Tötung von Tieren in „Pelzfarmen“ nicht nur als zynisch bezeichnet werden kann, sondern entbehrt auch jeglicher Grundlage. Auch Kaninchenfelle werden von der Pelzindustrie verarbeitet und sind nicht “nur” Abfallprodukt der Fleischindustrie, tatsächlich ist der Handel mit Kaninchenpelzen wesentlich profitabler als der mit Kaninchenfleisch. Abgesehen davon kann es eine Rechtfertigung für die Ausbeutung und Tötung von Tieren nicht geben; dem betroffenen Tier ist es egal, zu welchem Zweck es getötet wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ankündigung der zahlreichen Aktionen im Vorfeld daraufhin dazu führten, dass Kaufhof am 23.02.2013, also einen Tag vor den Aktionstagen, verkündete, dass “für die Herbst-/Wintersaison 2012/2013 keine Artikel mit Kaninchenfell mehr” geordert werden würden. Der Grund sei, dass “es zur Zeit insbesondere für Kaninchenfell keinen transparenten und glaubwürdigen Beleg, der die Herkunft der Felle aus der Lebensmittelindustrie eindeutig nachvollziehbar macht” gebe. Dieser Versuch Kaufhofs über eine Aussetzung des Verkaufs von Pelzprodukten für eine Saison drohende Proteste abzuwenden, ging jedoch nicht auf. Da die Forderung der Offensive ein unbefristeter Ausstieg aus dem Handel mit Pelz ist und bleibt, wurde an den Aktionstagen festgehalten und vielerorts wurden die Aktionstage von Gruppen und Einzelpersonen mit kreativen und unterschiedlichen Ideen gefüllt und ausgeführt. Trotz der Proteste hat sich Kaufhof noch immer nicht zu einem unbefristeten Ausstieg aus dem Pelzhandel bekannt. Es ist also nach wie vor notwendig das Unternehmen besonders genau im Auge zu behalten und die Kollektionen z.B. im Rahmen der alljährlichen Pelzchecks besonders genau nach Echtpelzanteilen zu durchforsten!

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Anson’s:

Teilerfolg – Anson’s entfernt Artikel mit Echtpelz aus dem Sortiment

Auch bei der Herrenmodekette Anson’s konnte ein Erfolg verzeichnet werden, da das Unternehmen nach einem Anschreiben der OGPI Artikel mit Echtpelz aus der Herbst-/Winterkollektion 2011/2012 nahm und erklärte, vorerst auf „Produkte mit Echtpelzbesatz“ zu verzichten. Vorangegangen waren mehrere Anschreiben der OGPI an das Peek&Cloppenburg (P&C) nahestehende Unternehmen. Da sich die personelle Besetzung der Geschäftsführung von Anson’s und P&C stark überschneidet, enthielt das Anschreiben unter anderem auch eine Erinnerung an die von 2002 bis 2006 dauernde Anti-Pelz-Kampagne der Tierbefreiungsbewegung gegen P&C. In einer Mitteilung vom 25.04.2012 teilten die Geschäftsführer von Anson’s folgendes mit: “Nach eingehender Prüfung ist es richtig, dass in den Verkaufshäusern von ANSON´S in Einzelfällen Produkte mit Echtpelzbesatz angeboten wurden. Wir haben daraufhin nochmal alle bestellten Warenteile der gerade abgeschlossenen Einkaufssaison überprüft und können für diese ausschließen, Produkte mit Pelzbesatz im Sortiment zu haben. Auch für die nächste anstehende Ordersaison werden wir unsere Einkaufsprozeduren dahingehend überprüfen, dass der Einkauf von Produkten mit Echtpelzbesatz ausgeschlossen ist. Damit sollte sichergestellt sein, dass für das Geschäftsjahr 2013 für ANSON´S keine Produkte mit Echtpelzbesatz eingekauft wurden bzw. werden”. Doch auch nach dieser Erklärung bot Anson’s weiterhin große Mengen von Bekleidung mit Kaninchen-, Fuchs-, Biber- und Marderfellen an, was berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Pelzausstiegs aufkommen ließ. Die OGPI hakte nach und erhielt schließlich folgende Präzisierung: „Die ANSON’S Herrenhaus KG hält die Selbstverpflichtung zur Pelzfreiheit wie angekündigt und zugesagt ein. Seit der Aussprache dieser Selbstverpflichtung wurde kein Kleidungsstück mit Echtpelzbesatz eingekauft. Die von Ihnen beanstandeten Warenteile wurden sämtlich vor dem Verzicht geordert und werden wie in unserer Pressemitteilung vom 25. April 2012 kommuniziert noch abverkauft“. Unklarheiten bestehen nach wie vor hinsichtlich der Frage, welche Fellarten unter Anson’s Definition von „Pelz“ fallen. Außerdem handelt es sich bisher nur um eine zeitlich befristete Erklärung zum Pelzverzicht. So lange es keine Erklärung zum unbefristeten und vollumfänglichen Ausstieg aus dem Pelzhandel gibt, muss also auch Anson’s besonders genau im Auge behalten werden und weiter mit Protesten rechnen.

Unter der fadenscheinigen Begründung, es handele sich um Abfallprodukte der sog. Nutztierhaltung, verkauft Anson’s ebenso wie das Schwesterunternehmen Peek und Cloppenburg seit 2014 wieder in zahlreichen Filialen Kaninchenfelle. Die Offensive gegen die Pelzindustrie sieht darin einen klaren Verstoß gegen die Verzichtserklärung und ruft seither zu Protesten auf. Die Reaktionen von Tierrechtsgruppen in Deutschland und Österreich folgte prompt, P&C (West) und das Schwesterunternehmen Anson’s ist wieder Ziel von Protesten gegen den Pelzhandel. Ein erste Wiedereinstieg eines Unternehmens, welches sich nach einer Tierrechtskampagne pelzfrei erklärt hatte, wird nicht hingenommen werden.

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Hallhuber

Protest über soziale Netzwerke bringt das Unternehmen zum Pelzausstieg!

Nachdem Aktivist_innen aus Eigeninitiative heraus in sozialen Netzwerken wie Facebook zu Online-Protestaktionen gegen des Pelzverkauf von Hallhuber aufgerufen hatten, entschied sich das deutsche Modeunternehmen Hallhuber in Zukunft auf die Verwendung von Echtpelz zu verzichten. Eigentlich hatte das Unternehmen den Pelzverzicht bereits 2008 im Rahmen des erfolgreichen Abschlusses der Kampagne italienischer Aktivist_innen gegen die Unternehmensgruppe Stefanel, zu der Hallhuber damals gehörte, angekündigt. Nach einem Verkauf des Unternehmens wurde der Pelzausstieg jedoch ausgesetzt und es fanden sich weiterhin Echtpelzprodukte in den Kollektionen. In der neuerlichen Ausstiegserklärung des Unternehmens vom 13.08.2012 hieß es nun: „HALLHUBER hat sich entschieden bei künftigen Bestellungen auf den Einsatz von Echtpelz zu verzichten“. Auf Nachfrage der OGPI stellte das Unternehmen außerdem klar, dass es sich dabei um einen unbefristeten und vollumfänglichen Pelzausstieg handle, der alle Formen von Echtfell, also explizit auch Lamm- und Kaninchenfelle mit einschließe. Die Echtpelzprodukte der aktuellen Kollektion würden jedoch bis Frühjahr 2013 abverkauft.

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Appelrath-Cüpper

Nach Pelzfunden erneute Bestätigung der Pelzfreiheit des Unternehmens

Auch beim Modeunternehmen Appelrath-Cüpper, das bereits seit 2006 pelzfrei ist, wurden in der Herbst-/Winterkollektion 2011/2012 Echtpelzwaren gefunden. Die OGPI reagierte umgehend und forderte das Unternehmen auf sich zu positionieren. In einem Antwortschreiben bestätigte Renate Reineke im Namen der Geschäftsführung den Verzicht auf Pelzwaren und sprach von Fehleinkäufen. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Ich möchte nochmals betonen, dass sich an unserer Aussage aus dem Pelzhandel auszusteigen, nichts geändert hat und unsere Einkäufer wissen, dass für die nächste Herbst/Winter-Saison keine Echtpelze geordert werden.“