Die Offensive gegen die Pelzindustrie (OGPI) hat sich zum Ziel gesetzt, die Pelzindustrie (bzw. den Pelzhandel) in all ihren Erscheinungsformen – Pelztierzucht, Pelztierfang, Pelzverarbeitung/Kürschnerhandwerk, Pelzverkauf – zu beenden. Um dieses Ziel zu erreichen, beteiligt sie sich an Kampagnen gegen den Pelzverkauf einzelner Modeunternehmen bzw. initiiert diese. Eine vordergründig ähnliche Zielsetzung verfolgt das internationale Fur Free Retailer Programm, in Deutschland unterstützt und beworben durch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
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Das Fur Free Retailer Programm „kennzeichnet Einzelhändler, die sich schriftlich zu einem Ausstieg aus dem Pelzverkauf verpflichtet haben“. Ziel ist es, den Verbraucher_innen dabei zu helfen, „garantiert pelzfreie Mode“ zu finden. Als Pelz im Sinne des Programmes gilt dabei ausdrücklich auch Kaninchenfell, wohingegen Lammfell und Leder aus der Definition ausgeschlossen sind. Auf der Website des Programms werden Listen von Unternehmen zur Verfügung gestellt, die beim Fur Free Retailer Programm mitmachen. In der Liste für Deutschland finden sich insgesamt 113 Unternehmen (Stand Juni 2015). Auch für Österreich und die Schweiz gibt es entsprechende Listen.
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Auffällig ist dabei, dass sich auf den Listen nicht nur Bekleidungsunternehmen, sondern bspw. auch Discounter wie etwa Aldi (Süd) oder Lidl befinden, in deren Sortiment Echtpelz nie eine nennenswerte Rolle gespielt haben dürfte. Dies – und die Gestaltung der Homepage mit zentral platzierten Werbebannern – lassen darauf schließen, dass das Programm von den teilnehmenden Unternehmen eher als eine geschickte Werbefläche gesehen wird. Den Verbraucher_innen kann so signalisiert werden, dass bei den Unternehmen „ethisch konsumiert“ werden könne. Die Motivation zur Teilhabe dürfte bei Konzernen wie Aldi oder Lidl daher eher darin liegen, das durch die öffentliche Diskussion über Arbeits- und Produktionsbedingungen ramponierte Image aufzupolieren.
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Nichtsdestotrotz ist das Fur Free Retailer Programm ein Möglichkeit, sich über pelzfreie Unternehmen zu informieren. Zudem bleibt zu hoffen, dass sich auch andere Unternehmen hierdurch unter Zugzwang gesetzt sehen und ebenfalls derartige Verzichtserklärungen unterzeichen. Wer sich nicht auf die Hoffnung verlassen will, kann aber auch den bewährten Weg gehen und Proteste vor den Filialen der Unternehmen organisieren, die Pelzwaren verkaufen. Schließlich sind dank entschlossener Kampagnen Modeunternehmen wie Kaufhof, Gerry Weber, Escada und Appelrath-Cüpper, die teilweise auch beim Fur Free Retailer Programm aufgelistet sind, heute pelzfrei.
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