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Pressemitteilung: Globale Anti-Pelz-Kampagne erhöht Druck auf ESCADA-Gruppe


Escada-Campaign kündigt Protesttage zur Vorweihnachtszeit an

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Offensive gegen die Pelzindustrie,

Berlin, den 17.12.2007

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In Branchen- und Analystenkreisen wird die bevorstehende Präsentation der vorläufigen Daten zum abgelaufenen Geschäftsjahr der ESCADA-Gruppe am 20. Dezember mit Spannung erwartet. Das börsennotierte Modeunternehmen schrieb in den vergangenen Monaten allen voran Negativschlagzeilen. Nach der Veröffentlichung durchweg schlechter wirtschaftlicher Zahlen im 9-Monatsbericht, dem Flop der Herbst- und Winterkollektion, stetig sinkenden Aktienkursen und zuletzt dem überraschenden Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Rudloff, sieht sich die ESCADA AG merklich unter Druck gesetzt. Die Führungsspitze des Luxusmodeunternehmens um Jean-Marc Loubier dürfte sich nun mit einem weiteren Problem konfrontiert sehen: Tierrechtsgruppen nehmen die erhöhte Medienpräsenz im Rahmen der Veröffentlichung der Jahreszahlen und die umsatzstarke Vorweihnachtszeit zum Anlass, um Protesttage gegen den Pelzhandel des Unternehmens zu organisieren.

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Seit Oktober ruft das „Global Network Against The Fur Industry“ zu einer Kampagne gegen das Unternehmen auf, mit dem Ziel dieses zum Ausstieg aus dem Pelzhandel zu bewegen. Natürlich unterstützt die Offensive gegen die Pelzindustrie das Engagement des Netzwerkes und berichtet regelmäßig über die Entwicklungen der Kampagne. Und die Erfolgschancen der Escada-Campaign stehen nicht schlecht! In den vergangenen zwei Jahren stiegen mehr als zehn Unternehmen allein in Deutschland aus dem Pelzhandel aus.

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Wohl bekanntestes Beispiel ist die Modehauskette Peek & Cloppenburg, welche Mitte vergangenen Jahres, nach einer vierjährigen von der Offensive gegen die Pelzindustrie initiierten Kampagne alle Formen von verarbeiteten Pelz aus den Regalen geräumt hat. Nach Ankündigung von Protesten zogen sich zudem Kaufhof (2006), Adler Modemärkte, die Gerry Weber AG, SinnLeffers (alle 2007) und zahlreiche weitere Unternehmen aus dem Handel mit Echtfellen zurück. (Eine Auflistung aller aus dem Pelzhandel ausgeschiedenen Unternehmen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Infoblatt). Aber auch global zeigten Kampagnen gegen Modekonzerne eine nachhaltige Wirkung: so verzichtete u.A. die Inditexgruppe, zu der auch das Unternehmen Zara gehört, nach weltweiten Protesten seit 2006 ebenfalls auf Echtfellprodukte.

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„Kampagnen gegen Warenhäuser und Modeunternehmen durch TierrechtlerInnen sind strategische Mittel zur Erreichung des Ziels, die Pelzindustrie als eine von zahlreichen Tierausbeutungsindustrien zu beenden.“, so Michael Stern, Pressesprecher der Offensive. „Dabei sollen die Unternehmen davon überzeugt werden auf den Verkauf von Echtpelzen zu verzichten, um nicht weiter Profit aus der Ermordung von ‘Pelztieren’ zu schlagen.“, fügt Stern hinzu. Die Argumente dafür liegen auf der Hand: Nerze, Kaninchen, Waschbären, Füchse oder andere Lebewesen, die in Freiheit Reviere von mehreren Quadratkilometern durchstreifen, werden in den Pelzfarmen auf engstem Raum gefangen gehalten. Nachdem sie ihr Leben in Drahtgitterkäfigen verbringen mussten, werden sie nach nur sechs bis sieben Monaten per Stromschlag oder Erstickung durch Kohlendioxid getötet, um ihr Fell zu Pelz zu verarbeiten.
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Allein die Subsumierung unzähliger Individuen unter dem Begriff „Pelztiere“,also der Bezeichnung von Tieren nach Nutzungskriterien für die Menschen, weist auf ein Verhältnis von Menschen zu Tieren hin, welches durch einen anthropozentrischen Verfügungs- und Herrschaftsanspruch charakterisiert ist. In diesem Zusammenhang sind die Forderungen der Escada-Campaign auch nicht „ein Weniger“ an Pelz bei ESCADA, sondern der unbedingte Verzicht darauf.

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Die Escada-Campaign ruft nun zu Protesttagen vom 21. bis zum 24. Dezember auf. Entsprechende Aktionstage wurden bereits in der Vergangenheit durchgeführt. Beim ersten Protestwochenende vom 12.  – 14. Oktober, dem Start der Kampagne, wurden weltweit 40 Aktionen gezählt, darunter auch Kundgebungen und Demonstrationen in Italien, Großbritannien, Israel und Deutschland. Nach einem weiteren Aktionswochenende vom 22. bis 24. November wurde auf der Website der Kampagne (www.escada-campaign.org), zudem über Aktionen aus den USA, Kroatien, der Schweiz und weiteren Ländern berichtet. Insgesamt protestierten TierrechtlerInnen bereits mehr als einhundert Mal vor den Toren von ESCADA und ihren Tochterunternehmen apriori, BiBA, cavita und Laurèl. Am 17. November zogen ebenfalls im Rahmen der Kampagne ca. 500 Menschen auf einer Großdemonstration durch die Hamburger Einkaufsmeilen, um die Öffentlichkeit über die Verstrickung der ESCADA AG mit dem Pelzhandel aufzuklären.

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Die Kampagne geht offensichtlich alles andere als spurlos an ESCADA vorbei. Über die in Tierrechtskreisen bekannte Anwaltskanzlei Avocado, welche das Engagement gegen das Tierversuchslabor Covance durch eine Flut an Verfügungen einst verhindern wollte, versucht das Unternehmen Proteste von sich beteiligenden Gruppen und AktivistInnen zu behindern und zu verbieten. Bei der Offensive gegen die Pelzindustrie meldeten sich erst in den vergangenen zwei Wochen lokale Tierrechtsgruppen, die von gegen sie erwirkten Einstweiligen Verfügungen durch ESCADAs Rechtsvertretung berichteten. Danach versucht ESCADA Proteste auf Abstand zu halten: In Berlin entschied das Kammergericht auf der Grundlage einer Einstweiligen Verfügung, dass unter Androhung von Geldbußen und Ersatzzwangshaft eine Entfernung von 50 Metern zum ESCADA-Shop eingehalten werden muss. Die TierrechtlerInnen vor Ort wollen nun auf juristischem Weg gegen die Verfügungen vorgehen. Michael Stern dazu: „Wir stehen dieser massiven Einschränkung der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit selbstverständlich äußerst kritisch gegenüber, bewerten dieses repressive Vorgehen aber auch als Folge des Drucks, welchen die ESCADA-Campaign bereits auf das Unternehmen ausgeübt hat.“ Mit den vorweihnachtlichen Aktionstagen wird sich dieser Druck auf die ESCADA-Gruppe weiter erhöhen.


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