Die Aktionärskonferenz der ESCADA AG am 17.04. im Münchner Hotel Sheraton wurde zu einer Generalabrechnung der Kleinaktionäre mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des seit Monaten angeschlagenen Unternehmens. Aber auch die AktivistInnen der Escada-Campaign nutzten das hohe öffentliche Interesse, um mit vielfältigen Aktionen das Ende des Pelzhandels von ESCADA zu fordern. Eine Rede des Vorstandes musste nach Störaktionen unterbochen werden, AkivistInnen sprachen vor den versammelten AktionärInnen über Pelz und außerhalb der Hotelräume kam es zu krafvollen Protesten. Ein Bericht der Escada-Campaign:
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Das deutsche Luxusmodeunternehmen ESCADA hatte am 17. April zu seiner ordentlichen Jahreshauptversammlung geladen. Eingeladen waren alle Aktionäre, von Großaktionären, wie Banken und Investmentgesellschaften bis hin zu KleinaktionärInnen. Wer eine Aktie vorweisen konnte, kam rein ins noble Münchner Sheraton Hotel. Anscheinend nutzten auch zahlreiche AktivistInnen der Escada-Campaign die Möglichkeit sich so Zutritt zur feinen Gesellschaft zu verschaffen. Denn bereits zu Beginn der Versammlung musste eine Rede von Jean-Marc Loubier (Vorstandsvorsitzender) und Markus Schürzholz (Finanzvorstand) zahlreiche Minuten unterbrochen werden, da es zu Störaktionen von PelzgegnerInnen kam. Diese stiegen während der Rede kurzerhand auf die aneinandergereihten Stühle, entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Stoppt den Pelzhandel bei Escada“ und riefen lautstark Parolen wie „Der Pelzhandel gehört – Abgeschafft“. Das Sicherheitspersonal, das gerade noch damit beschäftigt war, andere AktivistInnen wegen des Verteilens von Flugblättern aus dem Raum „zu begleiten“, beendete schließlich die Aktion. Die Rede, bzw. die Störaktion wurde zu diesem Zeitpunkt live im Internet übertragen! Im Anschluss an die doch noch beendeten Reden von Loubier und Schürholz, ergriff der Vorsitzende des Aufsichtsrats Claus Mingers das Wort, um zu verkünden, dass es bis auf weiteres kein Ende des Pelzhandel geben werde, weil ja alle Tiere artgerecht auf kontrollierten Zuchtfarmen gehalten würden Dies so Mingers: „sei in einem Treffen des Vorstand und des Aufsichtsrates entschieden wurden.”
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Außerhalb des Hotels wurde derweil lautstark demonstriert, TierbefreierInnen forderten die zahlreichen AktionärInnen, die den Saal des Hotel betraten oder verließen, dazu auf, sich für ein Ende des Pelzhandels bei ESCADA einzusetzen. Die Kundgebung wurde durch zahlreiche kreative Aktionsformen, wie z.B. Häutungsaktionen, bei denen die Tötung und das Fellabziehen von sog. Pelztieren nachgestellt wurde, begleitet.
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Während der Aktionärsversammlung kam es im Verlauf des Tages zu nahezu tumultartigen Zuständen. Bei der bei Aktionärskonferenzen obligatorischen Ausprache nutzen mehrere kritische AktionärInnen das Recht Fragen an den Vorstand zu richten, um sich explizit über die miserable wirtschaftliche Lage und den katastrophalen Führungsstil des Unternehmens zu beschweren, jeweils begleitet von heftigem Applaus der anwesenden AktionärInnen. Aber auch die PelzgegnerInnen meldeten sich wieder zu Wort, denn auch sie nutzen ihr Rederecht. In aller Deutlichkeit wurde vor dem versammelten Vorstand, dem Aufsichtsrat, den meisten Großaktionären und zahlreichen PressevertreterInnen das Ende des Pelzhandels gefordert. Sie berichteten in ihren Reden sowohl vom Verlauf der globalen Escada-Campaign, mit den mindestens 300 Aktionen (Demos, Aktionen des Zivilen Ungehorsams etc.) seit Beginn der Kampagne im Oktober 2007, sowie von der Realität “kontrollierter” Pelzfarmen, womit die Absurdität der zuvor von Mingers beschwörten „artgerechten Haltung“ ins rechte Licht gerückt wurde. Zudem nutzten die AktivistInnen die Möglichkeit dem Vorstand möglichst unangenehme Frage zu stellen. Vorstandsmitglied Schürholz meinte zur Kampagne “Natürlich schadet uns das” und bestätigte ihnen gegenüber Umsatzrückgänge auf Grund der Proteste, die „nicht schön für Escada seien“, wollte den AktivistInnen aber „nicht den Gefallen tun“, diese vor dem Publikum in allen Einzelheiten zu erörtern. Alle weiteren Fragen wurden mit dem Verweis, „es handle sich sowieso nur um rhetorische Fragen“ abgekanzelt.
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Entgegen dem erklärten Willen der Unternehmensführung war das Thema „Pelzhandel bei Escada“ während der gesamten etwa 8-stündigen Aktionärsversammlung präsent. Bereits an diesem Tag wurde deutlich, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat nicht der Proteste entledigen können.
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Weitere Informationen:
Homepage der Escada-Campaign: hier
Artikel und Berichte der Offensive zur Kampagne: hier
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