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P&C West am absteigenden Ast? Der Pelzhandel und andere Probleme des Modekonzerns


2015 ist nic52sept06ht das Jahr von P&C West. Nachdem es seit Monaten schlechte Presse über das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf gibt, kam im Herbst auch noch die Anti-Pelz-Kampagne der Offensive gegen die Pelzindustrie, einem breiten Bündnis aus Tierrechtsgruppen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, hinzu.

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Doch alles der Reihe nach: Laut den Marktbeobachtern der Zeitschriften ‘Wirtschaftswoche’ und der ‘Textilwirtschaft’ stagnieren die Umsätze bei P&C Düsseldorf bereits seit Jahren. Einerseits sei ein Mangel an Anpassungsfähigkeit im Online-Bereich dafür zuständig, andererseits ein Generationenwandel und damit verbundene Probleme in der Führungsetage des Einzelhandelsriesen P&C.

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Wie viele andere Modehändler_innen schafft es P&C West offenbar nicht im Online-Sektor Fuss zu fassen. Damit in Zusammenhang steht wohl auch das Ausscheiden des E-Commerce-Chefs Christian Meermann, der nach kaum mehr als einem Jahr das Handtuch warf. Neben ihm sind im übrigen in den letzten eineinhalb Jahren eine ganze Reihe weiterer zentraler Akteur_innen des Unternehmens gegangen, womit wir beim zweiten Problem wären: Dem Generationswandel in der P&C-Führungsriege.

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Wie so viele Unternehmen dieses Segments ist P&C ein weißer Männerclub unter dem Vorsitz des mittlerweile 74-jährigen Harro-Uwe Cloppenburg als Patriarch an der Spitze. Um ein völliges Überaltern zu verhindern soll in Zukunft der 32-jährige Patrick Cloppenburg den Laden schmeissen, das scheint aber so gar nicht zu klappen: Dieser nämlich “treffe entweder keine Entscheidungen oder mache sie über Nacht rückgängig”, er treffe nicht den richtigen Ton im Umgang mit Mitarbeiter_innen; ja, sogar “„flegelhaftes Benehmen“ wird dem Jung-Boss von gleich mehreren Quellen nachgesagt. Dies und “unüberschaubare Entscheidungsstrukturen”, da der Papa Harro-Uwe nach wie vor dazwischenfunkt, sollen Beweggründe für den Abgang zahlreicher zentraler Manager des letzten Jahres gewesen sein. „Es gibt die, die weg wollen und gehen. Und es gibt die, die resigniert haben und bleiben“ wird ein Ex-P&C Manager in der ‘Wirtschaftswoche‘ zitiert. Einziger Beweggrund für letztere dürften die wohl noch immer überdurchschnittlich hohen Gehälter im Management sein.

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Dabei läuft das Business des Konzerns trotz Expansion alles andere als ideal. Die Umsatzzahlen stagnieren seit rund 15 Jahren und sind im letzten Jahr in Deutschland sogar von 1,35 auf 1,34 Milliarden Euro gesunken. Das ist nicht viel, doch bedenkt man, dass in dieser Zeit einige weitere Filialen von P&C West eröffnet wurden, so ist das kein gutes Zeichen. Zudem wurden letzten Sommer noch die Räumlichkeiten der Konzernzentrale in Düsseldorf vom Bundeskartellamt und der Kriminalpolizei durchsucht. Verdacht: Die rechtswidrige Preisabsprache zwischen dem Händler und einem Hersteller.

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Die mit letzten Winter wieder ins Sortiment aufgenommenen Kaninchenfelle sind dann wohl der bislang jüngste Tritt ins Fettnäpfchen. Eine Anti-Pelz-Kampagne ist wohl das letzte, was ein angeschlagenes Unternehmen wie P&C West noch brauchen kann. Für die Tierrechtsbewegung jedoch ist sowohl die schlechte wirtschaftliche Situation P&Cs, als auch der Generationenwandel in der Leitung eine eindeutige Chance: In schwierigen Zeiten ist das Image besonders wichtig und mit dem Nachwuchs kann ein Einlenken der rückschrittlichen Geschäftspolitik inklusive Pelzhandel erhofft werden. Dass all dies aber nicht ohne unser Zutun passieren wird, muss auch klar sein.

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Insofern ist klar, dass die Proteste gegen P&C West im Winter verstärkt werden müssen. Damit soll dem Konzern verdeutlicht werden, dass P&C ein Problem weniger hätte, wenn sie endlich die Kaninchenpelze aus dem Sortiment nehmen würden.


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