OGPI INFO

Gründung und Organisation einer Tierbefreiungsgruppe – Gruppenstruktur


Treffen

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Ihr müsst festlegen, wie oft und in welchem Rahmen ihr euch trefft. Je öfter ihr euch trefft, umso stärker wird die Bindung zur Gruppe, allerdings werden wöchentliche Treffen bei vielen vielleicht zeitlich nicht möglich sein, und wenn ihr Raummiete bezahlen müsst, kann das auch ins Geld gehen. In einem Vereinsraum ist vermutlich konzentrierte Arbeit einfacher zu gewährleisten, dafür ist es in einer Kneipe vielleicht gemütlicher. Auch Treffen in Privatwohnungen sind eine Alternative. Ihr müsst euch entscheiden, ob eure Treffen für jeden Mann und jede Frau offen sind oder ob ihr euch nur intern treffen wollt. Oder ihr bietet beides an. Sinnvoll ist es, eine Person zu haben, die die Treffen koordiniert, vorbereitet und ggf. auch leitet. In Vorgesprächen sollte die Person klären, was besprochen werden muss. Daraufhin kann sie eine Top-Liste erstellen, kopieren und beim Treffen verteilen. Wenn eure Treffen hitzig verlaufen, kann eine Diskussionsleitung nicht schaden, die dafür sorgt, dass jeder TeilnehmerIn Gelegenheit bekommt, seine Beiträge zu leisten. Vielleicht werdet ihr die Erfahrung machen, dass ihr besonders bei seltenen Treffen in der Sache nicht weiterkommt, weil mehrere Menschen dauernd vom Thema abschweifen und sich über Kinofilme oder Diplomprüfungen unterhalten. Wenn ihr nach fünf Stunden immer noch nicht über die nächste Demo gesprochen habt, kann auch hier eine DiskussionsleiterIn helfen, die zur Disziplin mahnt. Anschließend soll es vielleicht ein Protokoll über das Treffen geben, damit nicht vergessen wird, was besprochen und beschlossen worden ist.

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Internet

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Mindestens eine Person sollte sich um den Online-Auftritt eurer Gruppe kümmern. Eine Webseite kann, muss aber nicht umfangreich gestaltet sein. Ein Selbstverständnis, das erklärt warum es euch gibt, gehört auf jeden Fall darauf genauso wie Kontaktmöglichkeiten. Je mehr eurer Aktivitäten ihr auf der Webseite vorstellt, umso attraktiver wird eure Gruppe für NeueinsteigerInnen. Schlecht wirkt natürlich, wenn unter der Rubrik „Aktuelle Aktionen“ oder „Nächste Termine“ die Jahreszahl 2003 auftaucht. Wenn ihr euch also entschließt, aktuelle Ereignisse einzubinden, dann sollte der/die WebmasterIn in der Lage sein, die Seite auch aktuell zu halten.

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Hütet euch davor, sämtliche Gruppenangelegenheiten per E-Mail klären zu wollen. Ein E-Mail-Verteiler ist zwar eine feine Sache, jedoch ist der Umgang mit E-Mails individuell sehr unterschiedlich. Einige erfahrene AktivistInnen haben gelernt, dass sie bei der Planung einer Aktion auf E-Mail-Anfragen keine Resonanz erhalten haben, aber per Telefon in kürzester Zeit mehrere HelferInnen gewinnen konnten. Definitiv sinnvoll ist aber ein offener E-Mail-Newsletter für alle Menschen, die sich für eure Arbeit interessieren. Dieser sollte vom Online-Beauftragten regelmäßig und zu bestimmten Anlässen verschickt werden. Er enthält keine Interna sondern Termine, Aktionsaufrufe etc.. Ihr solltet Interessierten die Möglichkeit geben, sich auf eurer Internetseite für den Newsletter anzumelden und ihr könnt auch Listen dafür auslegen, z.B. an Infoständen.

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Demos/Infostände

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Demos und Infostände sind die Basisarbeit jeder Tierrechtsgruppe. Deshalb haben wir diesen Aktionsformen je einen Extra-Artikel gewidmet. Für beides muss es eine Person geben, die mit den Behörden kommuniziert, also in erster Linie Veranstaltungen anmeldet. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, wenn diese oder eine andere Person das Material, das ihr für die Aktionen braucht, lagert. Vor dem Infostand oder der Demo könnt ihr euch dann im Lager treffen und gemeinsam mit Transparenten, Tischen, Stellwänden etc. zum Veranstaltungsort gehen.

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Eure Infostände könnt ihr ganz allgemein halten, also Informations-Broschüren zu verschiedenen Tierrechtsthemen auslegen, oder ihr macht Infostände zu einem speziellen Thema. Zu Ostern würde sich das Thema Eier anbieten oder zum Tag des Versuchstiers das Thema Tierversuche. Demos haben in der Regel ein spezielles Thema. Achtet hierbei auf die bundesweiten Aktionstage der überregionalen Kampagnen. Wenn zum Beispiel die Offensive gegen die Pelzindustrie zu einem Aktionstag aufruft und eine Woche später der Welt-Vegantag stattfindet, solltet ihr eure Demoziele entsprechend anpassen.

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Öffentlichkeitsarbeit

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Wenn ihr diesen Tipp befolgt, hat euer Pressesprecher auch viel bessere Chancen, den Medien ein Thema anzupreisen, über das sie berichten sollen. Eine Pressemitteilung, in der steht, dass ihr euch an einem Aktionstag beteiligt, der in 30 deutschen Städten gleichzeitig durchgeführt wird, ist viel interessanter als wenn ihr schreibt, dass ihr einen Stand zum Thema Tierrechte macht. Der Pressesprecher sollte der mit Abstand aufdringlichste Charakter in eurer Gruppe sein. Es reicht nicht, einmal der Zeitung eine E-Mail zu schicken und zu erwarten, dass die Redakteure ab diesem Zeitpunkt regelmäßig eure Webseite anklicken. Fragt euch zu persönlichen Ansprechpartnern in den Redaktionen durch, die ihr dann immer wieder kontaktieren könnt, wenn etwas Wichtiges ansteht, mit dem ihr in die Zeitung möchtet. Besprecht mit diesen Personen, auf welche Weise ihr am sinnvollsten Pressemitteilungen verfassen sollt. Manche Redaktionen, besonders bei kleinen Zeitungen oder Werbeblättchen sind froh, wenn Pressemitteilungen so verfasst sind, dass sie möglichst aufwandsfrei übernommen und gedruckt werden können. Wenn euch ein Artikel versprochen wurde, dann aber nicht erscheint, ruft wieder an und fragt, warum nichts erschienen ist. Geht den JournalistInnen auf freundliche Art und Weise auf die Nerven.

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Eine weitere Aufgabe des Pressesprechers kann sein, die lokalen Medien zu sondieren und für euch wichtige Themen herauszufiltern. Wenn in eurer Stadt eine neue Schweinemastanlage gebaut werden soll, steht das vermutlich irgendwann in der Zeitung. Aber bevor ihr etwas dagegen unternehmen könnt, müsst ihr davon erfahren. Deshalb lest regelmäßig den Lokalteil.

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Eine tolle Möglichkeit, in die Medien zu kommen und von den Mainstream-JournalistInnen unabhängig zu sein, ist das Bürgerfunk-Radio. In vielen Regionen ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Laien sich aktiv am Radioprogramm beteiligen können. Deshalb müssen die Sender ihre Frequenzen für eine gewisse Zeit Vereinen und Organisationen zur Verfügung stellen. Die tierbefreier-Ortsgruppe Rhein-Ruhr und die Tierrechtsinitiative Rhein-Main nutzen seit vielen Jahren diese Möglichkeit und erreichen mit ihrem Tierrechtsradio mehrere tausend HörerInnen.

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Geld

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Eure Tierrechtsgruppe braucht Geld. Das ist nicht zu leugnen. Egal, ob ihr zu einer Demo fahren, einen Raum für einen Vortrag mieten oder Flyer kopieren wollt. Das ist leider alles nicht umsonst. Wenn ihr das nicht alles aus eigener Tasche bezahlen wollt, müsst ihr Spenden sammeln. Gelegenheit dazu habt ihr bei euren Veranstaltungen. Eine Person aus der Gruppe sollte sich um die Verwaltung dieses Geldes kümmern. Es muss auch klare Richtlinien geben, wofür Gruppen-Geld ausgegeben werden kann und wofür nicht. Natürlich könnt ihre dabei sozial gerecht vorgehen. Jugendliche oder Arbeitslose haben es sicher schwerer, Fahrtkosten selbst zu tragen als Leute, die einen tollen Job haben oder einen reichen Opa.

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Irgendwann kann es auch sinnvoll sein, dass eine Person ein Konto für die Gruppe einrichtet. Wenn ihr kein eingetragener Verein seid, kann das schwierig werden, aber meistens findet sich doch eine Bank, die das macht. Eure Konto-Verbindung könnt ihr dann auf Flyern oder der Webseite angeben und bekommt dadurch vielleicht noch die eine oder andere Extra-Spende herein.

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Vorträge

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Egal, ob ihr einzelne Veranstaltungen in eurem Gruppenraum oder eine ganze Vortragsreihe in der Uni mit 15 Terminen pro Semester plant, ihr braucht dafür auf jeden Fall eine durchdachte Organisation. Es muss eine Person geben, die sich über die Themen für die Vorträge Gedanken macht. Es muss geklärt werden, wo und wann die Veranstaltung stattfindet. Wie viele ZuhörerInnen werden erwartet und wie viele haben in der Räumlichkeit Platz? ReferentInnen müssen ausgewählt und eingeladen werden. Letztlich geht es auch um das Drumherum des Vortrags. Soll es anschließend eine Publikums-Diskussion geben etc.?

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Kochen

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Eine weitere Möglichkeit, insbesondere den Veganismus zu verbreiten, ist das Zubereiten von Essen als praktischer Anschauungsunterricht. Die Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA) macht regelmäßig einen so genannten Soli-Tresen. Gekocht wird für alle Menschen, die Hunger oder Appetit haben. Das Essen ist preiswert und der Überschuss kommt der Tierrechtsarbeit zugute. Die BerTA-AktivstInnen bieten gleichzeitig einen Kochkurs an. Wer sich für die vegane Küche interessiert, kann einfach mithelfen und dabei viele neue Rezepte kennen lernen.

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Es ist selbstverständlich, dass die Leute, die die Verantwortung für einen der vorgestellten Bereiche übernommen haben, sich mit den anderen Gruppenmitgliedern absprechen müssen. Es wäre ziemlich ärgerlich, wenn der Pressesprecher dem Zeitungsfotografen von der Demo vor der Metzgerei vorgeschwärmt hat, der Demoanmelder aber kurzfristig die ganze Aktion vor das Pelzgeschäft verlegt hat. Genauso schlecht steht ihr da, wenn die Vortragsbeauftragte einem Tierrechts-Philosophen aus den USA die Reisekosten zugesagt hat, die Konto-Führerin aber den Dispot überschritten und gleichzeitig der Webmaster in seinem E-Mail-Newsletter einen Vortrag über vegane Hundeernährung angekündigt hat.

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