OGPI INFO

Pressemitteilung: Leise Ausstiege aus einem anachronistischen Machtgeschäft


Auch SinnLeffers und BONITA beenden den Pelzhandel

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Offensive gegen die Pelzindustrie,

Berlin, den 14.05.2007

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Sie sind das neunte und zehnte Modeunternehmen innerhalb eines Jahres, das nach Verhandlungen mit der Offensive gegen die Pelzindustrie (OGPI) oder nach Protesten aus dem Pelzhandel aussteigt: SinnLeffers und BONITA. .

Die Offensive sieht es mit Erleichterung angesichts der unaussprechlichen und fest institutionalisierten Gewalt gegen Tiere in der menschlichen Gesellschaft, dass nun ein Bekleidungsunternehmen nach dem anderen die Geschäftsbeziehungen zur Pelzindustrie abbricht. Zumindest beim Thema Pelz scheint endlich ein Bewusstsein entwickelt, dass Tiere keine Ware sind. Vielleicht waren es aber auch die nicht zu ignorierenden Aktionen der Tierrechtsbewegung, die die Unternehmen zum Ausstieg aus dem Pelzhandel bewegten.

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Die Proteste gegen Peek&Cloppenburg wirken nach. Das Bekleidungsunternehmen sperrte sich vier Jahre lang gegen die Forderungen der Offensive gegen die Pelzindustrie (OGPI), den Verkauf von Pelzwaren zu beenden und gab schließlich im August letzten Jahres auf. Seitdem findet die OGPI, ein deutsch-österreichisches Netzwerk zur Beendigung des Pelzhandels, kein neues Kampagnenziel mehr. Das Netzwerk schloss sich 2000 zusammen, als C&A wieder Echtpelze in das Sortiment aufnahm und sich die Strategie der Pelzindustrie abzeichnete, Pelz als Applikation am Kragen oder als Fetzen am Schuh in die Regale der großen Modehäuser zu schmuggeln. C&A nahm jedoch diese Pelzwaren nach nur einjähriger Kampagne der OGPI wieder aus den Regalen, KarstadtQuelle und etliche andere Unternehmen (s. Auflistung auf S. 2) folgten. P&C war hierbei der uneinsichtigste Kontrahent, aber sein Ausstieg brach gewissermaßen den Bann: Kein Modeunternehmen scheint heute mehr interessiert daran zu sein, Ziel der Proteste der Tierrechtsbewegung zu werden. Alle vorbereiteten Kampagnen, die die Offensive gegen die Pelzindustrie seit dem Erfolg gegen P&C starten wollte, konnten bereits in der Verhandlungsphase mit den kontaktierten Textilunternehmen erfolgreich beendet werden (teilweise mit Übergangsfristen bis 2008). So auch bei SinnLeffers und BONITA.

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SinnLeffers stellte am 27.09.2002, als damaliges Tochterunternehmen des KarstadtQuelle-Konzerns, nach einer Kampagne der Offensive den Verkauf von Echtpelzbekleidung ein. Mit der Trennung von KarstadtQuelle 2005 trennte sich SinnLeffers auch von der unternehmerischen Tierschutzpolitik seines einstigen Mutterkonzerns: und an Jacken und Mänteln hing wieder Tierpelz. Die OGPI protestierte und SinnLeffers gab bekannt den Echtpelzverkauf einzustellen: „Es war jedoch ohnehin bereits vorgesehen, ab der Herbst/Winter Saison 2007/2008 auf das Angebot von Echtpelz in unserer Kollektion zu verzichten. (…) Gerne betonen wir noch einmal unser Verständnis für Ihr zentrales Anliegen, den Tierschutz“. Die OGPI verwies jedoch auf das richtige Verständnis eines Ausstiegs und hakte nach. Der Ausstieg muss umfänglich sein, d.h. Beendigung des Verkaufs von Echtpelzprodukten unabhängig von der jeweiligen Tierart (also auch Kaninchenfell) und ungeachtet der Produktform (also auch Applikationen). Der Verkaufsstopp muss sich zudem auf das Sortiment der Concessions und ähnlicher Vertriebssysteme beziehen. SinnLeffers bestätigte diese Forderung der OGPI nun in einem Telefonat. Fast zeitgleich teilte die Modekette BONITA der OGPI schriftlich mit, vollumfänglich den Verkauf von Echtpelzen einzustellen: „Wir haben uns nun (…) dazu entschlossen, auf Echtfell und Echtfellbesätze komplett zu verzichten“.

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Keine der beiden Unternehmen wollte diese Entscheidung jedoch von sich aus öffentlich machen, der Ausstieg sollte leise vollzogen werden. Vielleicht, weil sie noch nicht begreifen, dass der Pelzverkaufsstopp eine öffentliche Angelegenheit ist. Und, dass sie hiermit einen längst überfälligen Schritt getan haben, das Geschäft mit der Macht über Tiere und deren Ausbeutung einzustellen. Denn Pelz gilt als symbolisches Zeichen der Macht über Tiere und trägt all die Hässlichkeit der Gewalt gegen Tiere sichtbar nach außen: spiegelt das Einsperren so genannter Pelztiere in Drahtkäfigen auf „Pelzfarmen“ und das anschließende Töten per Stromstoß oder Gas. Die Pelzindustrie ist ein einer aufgeklärten Gesellschaft nicht zeitgemäßes Geschäft, das auf der Verletzung und Vernichtung tierlicher Individuen beruht. Ihre Beendigung würde ein Anfang sein, tierliche Individuen nicht mehr als Material menschlicher Machtansprüche, nicht mehr als Waren einer Ausbeutungsindustrie zu sehen, als die sich die ökonomisierte Vernutzung von Tieren darstellt.

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Bisherige Erfolge der Offensive gegen die Pelzindustrie

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Durch Proteste und Kampagnen konnte bei folgenden Unternehmen (in Deutschland) ein Pelzverkaufsstopp erreicht werden:

.•   C&A Mode KG – 2001
•   KarstadtQuelle AG – 2002
•   Peek&Cloppenburg KG (Nord und West) – 2006
•   Appelrath-Cüpper/Pohland – 2006
•   Kaufhof Warenhaus AG – 2006
•   Adler Modemärkte GmbH – 2007
•   Peter Hahn GmbH – 2007
•   Madeleine Mode GmbH – 2007
•   Atelier Goldner Schnitt GmbH & Co. KG – 2007
•   GERRY WEBER AG – 2007
•   BONITA GmbH & Co. KG – 2007
•   SinnLeffers GmbH – 2007

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Wer ist die Offensive gegen die Pelzindustrie (OGPI )?

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Die OGPI ist ein Zusammenschluss von Tierrechtsgruppen/Tierbefreiungsgruppen und einzelnen AktivistInnen in Deutschland und Österreich mit dem Ziel, die Pelzwirtschaft in all ihren Erscheinungsformen abzuschaffen. Einen wichtigen Bereich der Arbeit der OGPI bilden hierbei Kampagnen gegen Bekleidungsunternehmen, die Tierpelze – als Ganzpelzkleidung oder als Pelzapplikation – verkaufen. Über die Zunahme von Pelzverbrämungen, sowie eingefärbten und mechanisch behandelten Pelzen und deren Angebot in Warenhäusern und Bekleidungsketten, erhoffte sich der Pelzhandel in den vergangenen Jahren, den Markt für Pelzwaren wieder zu vergrößern. Der Versuch wurde durch eine Verdummungskampagne der Pelzwirtschaft, vertreten v.a. durch das Deutsche Pelz Institut (DPI) in Frankfurt, ergänzt: Pelz sei wieder „in“ und „ethisch unbedenklich“. Allein der Versuch scheiterte am Ende: Die OGPI erhielt großen Zuspruch und große Unterstützung ihrer Kampagnen und konnte bereits mehrere Unternehmen zum Ausstieg aus dem Pelzhandel bewegen.


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