Das internationale Kampagnenbündnis “Escada-Campaign – Global Network Against the Fur Industry” ruft im Mai zu einer Aktionswoche gegen den Pelzverkauf des Modekonzerns auf (Aufruf). Gruppen und Aktivist_innen sollen vom 10. bis 16. Mai Demonstrationen und andere Aktionen organisieren, um dem Unternehmen zu verdeutlichen, dass eine Ende der Proteste nur durch einen vollumfänglichen Pelzausstieg zu erreichen ist. .
Zudem wollen die Organisator_innen auch ein deutliches Zeichen gegen Repression in Österreich setzen. Im Kurzaufruf heißt es hierzu: “Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass derzeit in Österreich ein Prozess gegen 13 Tierbefreiungs- und TierschutzaktivistInnen geführt wird. Nicht nur der österreichische Konzern Kleider Bauer, sondern auch Escada hat ein Interesse daran, sich der Proteste zu entledigen, indem diese kriminalisiert werden. Dabeiunterstützt der Konzern die Staatsanwaltschaft aktiv, z.B. durch Zeugenaussagen im Prozess. Deswegen sollen diese Aktionstage neben der Forderung nach dem Ende des Pelzverkaufes auch eine Antwort auf Escadas repressiven Umgang mit Protesten sein.” .
ESCADA befindet sich nach jahrelangen Verlusten abermals in einer Phase der Restrukturierung. Ein indisisches Konsortion um “Megha Mittal” übernahm den Konzern Ende vergangenen Jahres und leitete großangelegte Veränderungen ein. So ist ESCADA keine Aktiengesellschaft mehr, mehrere führende Manager verließen den Konzern und auch die Kollektionen sollen sich ändern (weitere Hintergrundinfos). Damit auch auf den Pelzhandel verzichtet wird, bedarf es selbstverständlich lautstarker und kräftiger Proteste!
Am 10.April fand in der Innenstadt von Kiel ein Aktionstag unter dem Motto “…weil Tierausbeutung allgegenwärtig ist” statt. Der Aktionstag wurde im Rahmen der sogenannten antispeziesistischen Norddemos organisiert, die seit einigen Jahren regelmäßig in norddeutschen Städten stattfinden. Das Konzept, durch zahlreiche Kundgebungen und Informationsstände in der kompletten Kieler City auf die verschieden Formen der Tierausbeutung in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, ging auf (Indymedia-Bericht). Auch das Kieler Modehaus Witte war Ziel der AktivistInnen und wurde auf seine Verwicklungen in die Pelzindustrie aufmerksam gemacht. Die lautstarke Forderung nach der sofortigen Einstellung des Pelzhandels seitens des Unternehmen stellte den Abschluss und Höhepunkt des Aktionstages dar. …
Um Erfolge im Rahmen von Antipelzarbeit zu erreichen, braucht es nicht zwangsläufig die Möglichkeit an einer der großen internationalen Kampagnen teilzunehmen. Auch in Städten ohne Max Mara oder Escada können Tierbefreier_innen ihre Stadt Schritt für Schritt auf einen pelzfreien Weg bringen, wie ein Beispiel aus Hameln erneut zeigt.
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Die lokalen Aktivist_innen der Tierbefreier Ortsgruppe Hameln hatten nach Bekanntgabe der Pelzfreiheit von BiBA im Herbst 2009 in ihrer Stadt Kontrollen durchgeführt, welche Geschäfte Pelz verkaufen und welche nicht. Im Anschluss haben sie die Geschäfte, die Echtpelz in ihrem Sortiment führten, selbst angeschrieben, um über die Hintergründe der Pelzindustrie zu informieren. So auch das Unternehmen Wellner, in dessen Nähe die Tierbefreier_innen Infostände zum Thema Pelz durchführten. Wellner antwortete den Tierbefreier_innen, dass es sich bei den Fellen um “Abfallprodukte” handle und die Tiere eines “natürlichen Todes” gestorben seien sowie, dass das Unternehmen mit dieser Thematik “sehr sensibel” umgehe. Die Aktivist_innen hakten weiter nach und das Unternehmen versicherte in der Folge eine Prüfung der Möglichkeit, auf Echtfelle zu verzichten. …
Wie bereits in den letzten Jahren geschehen, rief die Offensive gegen die Pelzindustrie auch vergangenen Herbst wieder alle Aktivist_innen dazu auf, in ihrer Umgebung einen möglichst umfassenden “Pelzcheck” durchzuführen, d.h. zu kontrollieren, welche Geschäfte pelzfrei sind und welche Läden – eventuell trotz verkündetem Ausstieg aus dem Pelzverkauf – noch immer Echtpelz führen. Neben der Kontrolle der Einhaltung von Pelzverzichtserklärungen hat der alljährliche Pelzcheck auch die Funktion einen Überblick über den Pelzverkauf allgemein und somit über potentielle zukünftige Kampagnenziele zu gewinnen. Da uns diese Arbeit nur mit eurer Hilfe möglich ist, freuen wir uns besonders, dass diesmal Zuschriften über Kontrollen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu uns kamen. .
Als Ergebnis des Pelzchecks gibt es zunächst festzuhalten, dass die meisten Unternehmen, welche in den letzten Jahren aus dem Pelzhandel ausgestiegen sind, momentan auch keine Echtpelze in ihren Filialen haben, so z.B. BiBA, Peek & Cloppenburg, Gerry Weber, C&A, Adler und Bonita. …
Auf einer Nerzfarm in Frankenförde (Nuthe-Urstromtal/Brandenburg) wurden in der Nacht vom 13. zum 14. März mehrere Tausend Nerze von einer so genannten Pelzfarm befreit (Video). Laut einer Pressemitteilung der tierbefreier e.V. bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen “Tierschutz Einsatzkommando” in einem Schreiben zu der Aktion. Zusätzlich zur Befreiung von 2.500 Nerzen seien die Wasserversorgung der “Farm”, mehrere Kraftfahrzeuge und Maschinen beschädigt und zerstört worden. In Presseberichten wird der Schaden auf 180.000 Euro beziffert und die Zahl von gar 4.000 freigelassenen Nerzen genannt. …
Auch in diesem Frühjahr versammelten sich wieder mehrere Hundert Tierbefreier_innen und Pelzgegner_innen zur “Fur and Fashion Demo” in Frankfurt. Zur Demonstration am Samstag, dem 13. März, kamen laut Angaben der Veranstalter rund 650 Aktivist_innen aus ganz Deutschland, Luxemburg und Belgien. In den vergangen Jahren konzentrierten sich die Proteste auf Europas größte Pelzmesse “Fur and Fashion”. Nach jahrelangen Protesten und zahllosen erfolgreichen Kampagnen der Tierbefreiungsbewegung gegen die Pelzindustrie musste diese aber ihren Betrieb einstellen. Im besonderen Fokus der Proteste der diesjähigen Demo standen daher Konzerne, die von der Gefangenhaltung und Tötung so genannter “Pelztiere” profitieren. …
Die Zeiten der großen Pelzmessen in Frankfurt sind vorbei. Die “Fur and Fashion”, einst Aushängeschild der deutschen Pelzindustrie, musste nach jahrelang sinkenden Austellerzahlen und immer stärkeren Protesten im vergangenen Jahr ihren Betrieb einstellen. Die weitaus weniger bedeutende Nachfolgeveranstaltung “Fur and Fashion Market Days” und pelzverkaufende Modehäuser bieten aber weiterhin Anlass zum Protest.
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Aus diesem Grund organisiert die Tierrechtsinitiative Rhein-Main (TiRM) und weitere Gruppen eine Großdemonstration durch die Frankfurter Innenstadt, denn, wie die Organisator_innen in einem Aufruf schreiben, “so lange Frankfurt die Hochburg der Kürschnerbetriebe in Deutschland bleibt und so lange wie in Frankfurt noch Pelz in Geschäften angeboten wird, so lange werden wir auch dagegen protestieren.” Begleitet wird die Demonstration, die um 13 Uhr an der Hauptwache beginnt, von Musik, Redebeiträgen und verschiedenen Aktionen. Für den Abend ist zudem ein “Anti-Pelz-Fest” angekündigt.
Offensive gegen die Pelzindustrie fordert: “Schluss mit der Kriminalisierung des legitimen Protests gegen die Ausbeutung der Tiere”
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Offensive gegen die Pelzindustrie,
Berlin, den 01.03.2010
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Ab dem 02.03.2010 müssen sich 13 österreichische TierschützerInnen und TierbefreierInnen in einem mehrmonatigen Prozess für die vermeintliche Bildung und Unterstützung einer Kriminellen Organisation nach §278a verantworten. Das Verfahren und die vorangegangenen Ermittlungen haben nicht das Ziel Straftaten zu ahnden, sondern die politische Arbeit und die Überzeugungen von TierbefreierInnen zu kriminalisieren. Aber die AktivistInnen der Tierbefreiungsbewegung zeigen sich alles andere als eingeschüchtert: Zur Unterstützung der Betroffenen wird zu vielfältigen Solidaritätsaktionen aufgerufen und am Tag des Prozessauftaktes, dem 02.03., ist ein internationaler Aktionstag gegen Repression angekündigt. Darüber hinaus veröffentlichte die Offensive gegen die Pelzindustrie eine Stellungnahme, in der die Solidarität mit den Angeklagten verdeutlicht, aber auch die Handlungsstrategien der TierbefreierInnen gegen die Kriminalisierung durch Polizei, Staatsschutz und Justiz verteidigt werden. Nicht weniger als 50 Organisationen aus verschiedenen Ländern unterstützen diese Solidaritätserklärung. …
Während auf den Pelzfarmen unzählige Tiere gefangen gehalten werden, um aus ihren Fellen ‘Pelz’ zu verarbeiten, ihr Leben von den Nutzenkalkülen der Pelzindustrie bestimmt ist und Modekonzerne weiter munter den Auftrag zum Töten geben, wird denjenigen der Prozess gemacht, die ihre Stimme gegen die Ausbeutung und Tötung nicht-menschlicher Individuen erheben. Es sind nicht die sogenannten Pelzfarmer und die Profiteure der Pelzindustrie, sondern es sind 13 Tierschutz- und TierbefreiungsaktivistInnen, die ab März 2010 auf der Anklagebank sitzen. Im Mittelpunkt des mehrmonatigen Verfahrens steht nicht die Verfolgung einzelner Straftaten, sondern die Vorstellungen und Handlungsstrategien der TierbefreierInnen selbst. Kriminalisiert wird das Aufbegehren gegen eine mörderische Ideologie und Praxis, die Tiere im Akkord tötet. Der Vorwurf der Bildung einer Kriminellen Organisation nach §278a StGB ist unverhohlener Ausdruck von politischer Strafjustiz. Die Angeklagten verdienen nicht die Verurteilung, sondern unsere Solidarität.
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Gesamte Stellungnahme der Offensive und unterstützender Gruppen lesen:
Kette der Undercover-Recherchen bricht nicht ab! .
In den letzten drei Jahren wurden weltweit umfassende und detaillierte Recherchen über Pelzfarmen veröffentlicht und somit das Photo-, und Videomaterial sowie der Informationsstand über die Pelzindustrie aktualisiert. Nachdem in Deutschland, Irland, Spanien, Norwegen, Dänemark und den USA AktivistInnen insgesamt mehrere hundert Pelzfarmen besuchten und die Zustände auf diesen dokumentierten, wurde nun auch in Finnland aktuelles Material aus 30 Pelzfarmen veröffentlicht. Unter den besuchten Farmen befindet sich auch eine Farm des Vorsitzenden der Finish Fur Breeder’s Association, der Vereinigung Finnischer Pelztierzüchter” (Video). .
Die Bilder gleichen sich überall auf der Welt: Nerze, Füchse, Waschbären und andere sog. Pelztiere, die in Drahtgitterkäfigen gefangen gehalten werden. Verletzte und verstümmelte Tiere, deren stereotype Verhaltensweisen Ausdruck der täglichen Tristesse und Ausbeutung sind. .
Es ist den Aktivist_innen gelungen, ihre Rechercheergebnisse in diversen Nachrichtensendungen zu veröffentlichen und somit große Medienresonanz zu erzeugen. Ein von ihnen gefordertes Verbot von Pelzfarmen wird nun im finnischen Parlament diskutiert und bereits jetzt von der grünen sowie der linken Partei Finnlands befürwortet. . Weitere Informationen:
Kampagnenseiten:Turkistahaus Kiellettävattp, Animal Defense League
Videos: Videostream von Oikeutta Eläimille
Pelzfarm-Recherchen: Deutschland | Irland | Spanien | Norwegen | Dänemark | USA